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Generation Y

  |   Alfreds Kolumne

Es ist schon ungerecht. Als nach der Nachkriegsgeneration Geborene waren wir zuerst zu jung für die 68er. Die Blüte der Stones und der Beatles haben wir auch knapp verpasst.

Elvis war schon fett und hässlich und das Wirtschaftswunder war auch noch nicht so richtig in Schwung, vor allem auf dem Lande. Für die Ökobewegung, die schon unser Verdienst ist, werden wir heute eher belächelt, obwohl wir sparen können  wie nur sonst was. Damit es unseren Kindern mal besser geht, haben wir uns das Kreuz krumm getragen mit Tragetüchern und „Snugglys“ oder wie sie alle hießen, um einen möglichst innigen Körperkontakt zu unseren Selbstgezeugten zu haben.

Es sollte Ihnen an nichts fehlen und wir wollten unbedingt die Fehler unserer Eltern vermeiden.

Um den ganzen Fortschritt  zu finanzieren mussten wir ordentlich verzichten und fleißig arbeiten. Wenn nötig bis zum Umfallen. Bill Gates und Steve Jobs sind unsere Zeitgenossen und Vorbilder, quasi aus unseren Reihen hervorgegangen. Letzterer hat sich auch schon zu Tode gearbeitet, Ersterer hat auf den grössten Teil seines Vermögens verzichtet. Im Nachhinein hat man uns dann auch noch den unschönen und zweifelhaften Titel der „Babyboomer“ verpasst.

Wie hat man sich denn bitte schön einen echten „Babyboomer“ vorzustellen. Was boomt denn so bei dem? Das klingt ja fast schon ein bisschen obszön, als hätte man sich seinen armen, mittellosen Eltern aufgedrängt, weil man unbedingt boomen wollte! Kaum war es, das Baby, draußen, da hat es auch schon geboomt?

Und weil wir alle schon als Baby so unverschämt geboomt haben, hat man wahrscheinlich die Antibabyboomer Pille erfunden. Quasi als Gegenmittel, um uns zu stoppen, damit wir nicht das ganze Land überschwemmen mit unserer ewigen Boomerei.

Und jetzt sind wir auch noch zu allem Überdruss, Schuld an der  Generation Y!

In vollem Verantwortungsbewusstsein haben wir uns damals an die Zeugung dieser Generation gemacht, sanft geboren und die lieben Kleinen hingebungsvoll massiert bis zum Umfallen. Wir haben Literweise Babyöl (natürlich nur kalt gepresst) auf den zarten Häutchen verrieben, bis zum letzten Pups Bäuchlein massiert und auf das ultimative Bäuerchen gewartet. Wir haben des nachts mehr Kilometer zurückgelegt als so manch hoch bezahlter Fussballer. Ganz zu schweigen von Verrenkungen, die lieben Kleinen zum Schlafen zu bringen. Da wurde so manche Runde um den Block gedreht, mit dem Kinderwagen oder auch zu Fuss, gerne auch mal nachts.

Wir haben uns 30 Jahre lang mit kriegsgeschädigten Lehrern, unfähigen Managern, skrupellosen Finanzhaien und verlogenen, übergewichtigen Politikern herumgeschlagen.

Wir haben uns gesund ernährt und Sport getrieben um hart arbeiten zu können, ohne dass es zu sehr auffällt und zum vorzeitigen körperlichen Verfall führt. Unser Nachwuchs sollte ja kein schlechtes Gewissen kriegen, dass sich Mama und Papa den Allerwertesten aufreissen, damit sie es mal besser haben.

Das sollte natürlich leicht und locker aussehen, so als ob es Spass macht. Wir wollten auf keinen Fall so verkniffen und angestrengt wirken wie unsere Eltern.

Und was kommt nun dabei heraus? Was machen die Gören? Die nehmen auch noch alles wörtlich.

Die Generation Y pfeift auf Hierarchien, will Chefs, die sie coachen und will vor allem Spass an der Arbeit haben! Diese Generation hat tatsächlich kein Mitleid mit ihren Alten.

Sie will lieber weniger verdienen und dafür mehr Freude haben.

Die wollen tatsächlich die Sklaverei abschaffen!

Was sollen all die überbezahlten, geschäftig vor sich hin managenden, inkompetenten Machthaber denn dann machen! Die nimmt doch keiner mehr. All die selbstgefälligen Patriarchen haben doch nichts anderes gelernt. Wenn es keine Untertanen mehr gibt, haben die Sklaventreiber niemanden mehr, denn sie einpeitschen können. Die wissen doch gar nicht wohin mit ihrer Energie. Dann werden die uns noch depressiv.

Das kann nur eine jesusmässige Schlamperei mit gleichgestellten Unabhängigen geben.Sicher reden wir schon seit den 70ern von Selbstfindung, Begegnung auf Augenhöhe,Entspannung und Lebensfreude, aber doch nicht vor der Rente!

Work-Life-Balance ist doch nur was fürs Wochenende, unter der Woche muss man malochen!Vielleicht hätten wir die Kleinen damals doch nicht so viel massieren sollen.Doch das Schlimmste kommt noch: Die Y-loner wollten auch keine eigenen Autos mehr, oder zumindest keine richtigen. Nur noch so kleine Ökowarzen, am liebsten mit Nullemmision. Oder Carsharing, wo man die Karre dann lieblos an der Ecke abstellt und dem nächsten überlässt. Das ist ja fast schon Prostitution.

Was soll denn die arme Autoindustrie mit ihren grossen, schicken Bonzenautos machen, wenn die Y-loner potentielle Käufer bleiben, aber nicht kaufen.   Und zum Bund müssen sie auch nicht mehr, wo sie ein bisschen gesellschaftstauglich gemacht worden wären.

Es hat sich wohl endgültig ausgeboomt. Das mit den preussischen Untertanen wird nichts mehr. Die letzte Rettung könnte noch die Schule sein, die seit 100 Jahren unverdrossen versucht, das Untertanentum zu retten.

Doch das ist wieder ein anderes Thema.

 

Der Alfred vom Berg